Aarau

Einwohner 21'773
Fläche 12.34km²
Kanton: AG
Demografie
0-19 Jahre 17,38%
20-64 Jahre 64,41%
65+ Jahre 18,20%
Ausländer 20,94%
Sozialhilfequote 3,58%
Wähleranteile Nationalratswahlen
FDP
16,68%
CVP
5,66%
SP
26,43%
SVP
16,35%
EVP/CSP
3,62%
GLP
10,85%
BDP
2,54%
PdA/Sol.
0,00%
GPS
14,68%
Kleine Rechtsparteien
0,63%

Willkommen auf der Info Seite der Gemeinde Aarau

Hier finden Sie alles wissenswertes zur Gemeinde Aarau im Kanton AG.

Aarau gehört zum Bezirk Aarau und hat aktuell 21773 Einwohner.

Haushalte

Im Kapitel "Haushalte" erhalten wir einen Einblick in die Verteilung der Haushalte innerhalb der Gemeinde. Die Analyse der Haushaltsstruktur liefert wichtige Informationen über die Wohnsituation, Familienstrukturen und den sozioökonomischen Status der Bewohner. Durch die Untersuchung der Anzahl und Art der Haushalte können wir ein besseres Verständnis für die Zusammensetzung und Vielfalt der Gemeinde gewinnen.

Die Durchschnittliche Haushaltsgröße, ein wesentlicher Indikator für die Wohnsituation in der Gemeinde, beträgt 2,01. Diese Zahl gibt uns Aufschluss über die Anzahl der Personen, die durchschnittlich in einem Haushalt leben. Eine niedrigere Durchschnittsgröße kann auf kleinere Haushalte oder eine höhere Anzahl von Ein-Personen-Haushalten hinweisen, während eine größere Durchschnittsgröße auf größere Familien oder mehrere Generationen unter einem Dach hindeuten kann. Die Kenntnis der durchschnittlichen Haushaltsgröße ermöglicht es den Gemeindevertretern und Planungsgremien, Ressourcen und Dienstleistungen entsprechend anzupassen und die Bedürfnisse der verschiedenen Haushaltstypen zu berücksichtigen, sei es bei der Wohnungsbereitstellung, der sozialen Unterstützung oder der Infrastrukturentwicklung.

Haushaltstyp Anzahl Anteil
Total 10'616 100%
Einpersonenhaushalte 4'534 42,71%
Zweipersonenhaushalte 3'513 33,09%
Dreipersohnenhaushalte 1'107 10,43%
Vierpersonenhaushalte 1'036 9,76%
Fünfpersonenhaushalte 320 3,01%
Sechs- und mehrpersonenhaushalte 106 1,00%

Gäste in Hotels und Kurbetrieben

Die Analyse der Gäste in Hotels und Kurbetrieben in Basel im Zeitraum Januar - Mai 2023 ermöglicht uns einen faszinierenden Einblick in die Reisetrends und das Gästeaufkommen innerhalb der Gemeinde. Die Daten zeigen nicht nur die Gesamtzahl der Besucher, sondern auch die Unterscheidung zwischen inländischen und ausländischen Gästen. Dies hilft uns dabei, die Auswirkungen des Tourismussektors auf die lokale Wirtschaft und die Gemeinde Aarau besser zu verstehen.

Typ Ankünfte Nächte Dauer
Total Gäste 7'591 11'813 1,56
Gäste aus dem Inland 5'417 7'507 1,39
Gäste aus dem Ausland 2'174 4'306 1,98

Abstimmungen

Bundesbeschluss über die Zusatzfinanzierung der AHV durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer
Stimmberechtigte Abgegebene Stimmen Gültige Stimmen Ja Nein % Ja
14'250 7'914 7'846 4'717 3'129 60,12%
Häufige Fragen zu Aarau

Wieviele Ausländer leben in Aarau?

20,94% der Bevölkerung welche ständing in Aarau lebt, sind Ausländer.
Geschichte

Geschichte

Vorgeschichte und Antike

In Aarau wurden verschiedene Spuren einer Besiedlung während der Jungsteinzeit gefunden, darunter eine kleine Siedlung auf dem Hungerberg. Beim heutigen Bahnhof existierte am Ende der Bronzezeit (etwa um 1000 v. Chr.) eine weitere Siedlung, bei Rohr existierten mehrere Getreidelager. Für die Latènezeit lässt sich zwar keine Besiedlung nachweisen, doch bündelten sich auf Aarauer Gemeindegebiet Wege von den Jurapässen Benkerjoch , Salhöhe und Schafmatt zu einem gemeinsamen Übergang der Aare .

Die Römer nutzten den Aarauer Raum ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. als Verkehrsknotenpunkt. Der Verlauf der Bahnhofstrasse entspricht ungefähr jenem der Römerstrasse zwischen dem Legionslager Vindonissa ( Windisch ) und der Stadt Aventicum ( Avenches ). Hier dürfte sich eine Mansio befunden haben, während im östlichen Bereich der späteren Altstadt eine Siedlung existierte. 1976 fanden Taucher in der Aare Teile einer Brücke, welche die Verbindung zu den Jurapässen herstellte. Besonders die Salhöhe, über die Augusta Raurica erreicht werden konnte, scheint eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Eine Nebenstrasse führte ostwärts zum Vicus Lindfeld bei Lenzburg , untergeordnete Wege ins Suhrental und ins Wynental . Es gab mehrere Gutshöfe in der Nachbarschaft, beispielsweise auf dem Kirchberg bei Küttigen und bei Oberentfelden . 1919 fand man bei Bauarbeiten auf dem Areal des Kantonsspitals zahlreiche Terra-Sigillata -Keramikgefässe aus dem 2. und 3. Jahrhundert.

Im Jahr 259 durchbrachen die Alamannen den Obergermanisch-Raetischen Limes , erst zwei Jahrzehnte später konnten die Römer die Kontrolle über das Gebiet zurückerlangen. Die dezimierte Bevölkerung zog weg und drängte sich andernorts in befestigte Kastelle. Auf dem Aarauer Felskopf entstand zur rückwärtigen Sicherung des Donau-Iller-Rhein-Limes eine Warte . Zu Beginn des 5. Jahrhunderts zogen sich die Römer endgültig zurück.

Entstehung der Stadt

Schlössli

Die Alamannen begannen sich zu Beginn des 7. Jahrhunderts dauerhaft niederzulassen und gründeten eine dörfliche Siedlung, die mehrere hundert Jahre später den Namen «zen Husen» (bei den Häusern) trug und aus der sich die Vordere Vorstadt entwickelte. Im Oberholz am Distelberg wurde im 9. Jahrhundert Eisenerz abgebaut. Im 10. und 11. Jahrhundert entstand im heutigen Telliquartier , an einer Furt über die Aare, eine Kirche, deren Reste 1936 bei Bauarbeiten zum Vorschein kamen und 1959/60 genauer untersucht wurden. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts scheint die Kirche sorgfältig abgetragen worden zu sein, nur das Fundament blieb erhalten. Um 1236/37 entstand das Schlössli , eine Turmburg am Rande eines weiteren Siedlungsschwerpunktes. Dieser gehörte zu Beginn des 13. Jahrhunderts zusammen mit Buchs und Rohr zu einem von Suhr aus verwalteten Twing . Landesherren waren die Kyburger , die im Jahr 1173 das Erbe der Lenzburger angetreten hatten und sowohl über die Blutgerichtsbarkeit als auch über die niedere Gerichtsbarkeit verfügten.

Das ehemalige Kloster St. Ursula

Zwischen 1240 und 1250 gründeten die Kyburger Grafen Hartmann IV. und Hartmann V. auf dem Felskopf über der Aare die Stadt Aarau. Der früheste Beleg des Ortsnamens stammt aus dem Jahr 1248 (Arowe). Er setzt sich zusammen aus dem Flussnamen Aare (in den ältesten Belegen Arula, Arola, Araris) und dem Wort Au ( mhd. ouwe, ahd. ouwa ‚Land am Wasser‘). Der älteste gesicherte Hinweis auf das Bestehen einer städtischen Siedlung stammt aus dem Jahr 1256. Vierzehn Jahre später wurde das Kloster St. Ursula gegründet, eine Filiale des Damenstiftes Schänis . Der «Turm Rore» diente als Sitz des kyburgischen Amtsmannes. Im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts entstand auch der Vorgängerbau der Stadtkirche , Aarau blieb aber bis 1568 Teil der Grosspfarrei Suhr.

1263 erlosch das Geschlecht der Kyburger. Agnes von Kyburg, die keine männlichen Verwandten mehr hatte, verkaufte 1273 die gesamten Ländereien an ihren Patenonkel Rudolf I. von Habsburg . Am 4. März 1283 hielt er in Luzern einen Hoftag ab. Dabei bestätigte er das bereits geltende Marktrecht und verlieh Aarau zusätzlich das Stadtrecht . Es basierte auf dem Stadtrecht Winterthurs von 1264, beinhaltete aber einige Einschränkungen. So durften die Aarauer den Schultheissen vorerst nicht selbst bestimmen. 1301 gaben sie sich eine autonome Satzung. 1337 erreichten die Stadtbürger bei Herzog Albrecht II. die Abschaffung der Steuervorrechte des Adels, steuerfrei blieb einzig der Turm Rore als herrschaftliches Lehen. Es entwickelte sich ein durchlässiges Patriziat aus Landadeligen, Grundbesitzern und Handwerkern. Aarau blieb 1375 beim Feldzug der Gugler verschont, im Gegensatz etwa zum benachbarten Lenzburg. 1386 fielen über ein Dutzend Aarauer Bürger in der Schlacht bei Sempach , darunter der Schultheiss. Zwei Jahre später verwüsteten Berner Truppen die unbefestigte Vorstadt, anfangs 1389 verschiedene umliegende Dörfer.

Herrschaft der Berner

Oberer Turm

Stadtkirche und Haldentor

Herzog Friedrich IV. fiel 1415 beim Konzil von Konstanz in Ungnade, nachdem er Gegenpapst Johannes XXIII. zur Flucht verholfen hatte. König Sigismund forderte die Eidgenossen auf, den Aargau im Namen des Reiches zu erobern. Aarau wurde daraufhin von Truppen aus Bern und Solothurn belagert. Die Stadt leistete zunächst Widerstand, wobei das Spital in der Vorstadt in Brand geriet. Nach zwei Tagen kapitulierten die Aarauer am 20. April 1415 und mussten den neuen Herren Treue schwören. Im Gegenzug durften sie ihre erworbenen Freiheiten behalten. Sigismund erklärte Aarau zur Freien Reichsstadt , doch war diese Massnahme von geringer Bedeutung, da Bern am 1. Mai 1418 die Pfandschaft über die eroberten Gebiete im Berner Aargau übernahm. Die Solothurner erhielten für ihre Hilfe eine finanzielle Entschädigung, doch die Berner grenzten sie allmählich aus und waren ab 1461 Alleinherrscher.

Innerhalb des Staates Bern hatte Aarau als so genannte Munizipalstadt eine Sonderstellung. Sie war keiner Landvogtei zugeordnet und besass grosse Autonomie . An der Spitze stand der Schultheiss, der ab Mitte des 14. Jahrhunderts von der Gemeindeversammlung gewählt wurde und dessen Amtszeit ab 1522 auf zwei Jahre beschränkt war. Häufig wechselten sich jedoch Schultheiss und Statthalter gegenseitig ab. Zusammen mit sieben weiteren Personen bildeten sie den «Kleinen Rat», der die verschiedenen Verwaltungsaufgaben übernahm. Darunter stand der «Mittlere Rat» mit 18 Mitgliedern, der eine Kontrollfunktion ausübte. Alle Räte stammten aus den Reihen des 45-köpfigen Magistrats («Rät und Burger»), der zugleich als nieder- und hochgerichtliche Instanz auftrat. Dem Magistrat, der sich im Verlaufe des 16. Jahrhunderts herausbildete, gelang es, die Gemeindeversammlung zu entmachten und Ämter wurden nur noch innerhalb regimentsfähiger Familien vergeben.

Bereits in habsburgischer Zeit versuchte Aarau eine eigene Gerichtsherrschaft aufzubauen. Schultheiss Ulrich Trutmann erwarb 1312 privat die niedere Gerichtsbarkeit über Unterentfelden , 1411 gelangte sie in den Besitz der Stadt. 1417 erwarb Aarau von den verarmten Kienbergern die Herrschaft Königstein , verkaufte sie aber 1453 aus unbekannten Gründen wieder. Der Teil westlich des Erzbaches mit Nieder- und Obererlinsbach gelangte an die Falkensteiner und fünf Jahre später an Solothurn, der östliche Teil mit Erlinsbach und Küttigen an die Johanniterkommende in Biberstein . Häufige Streitigkeiten über die Bodennutzung veranlassten Aarau, 1576 die Rechte über Unterentfelden an Bern zu verkaufen, im Austausch gegen einen Anteil an den Zolleinnahmen in Biberstein. Davon ausgenommen war Roggenhausen , ein seit 1527 zu Aarau gehörender Steckhof .

Aarau war verpflichtet, Truppen zu stellen und an den Berner Feldzügen teilzunehmen. Im Mai 1449, in der Schlussphase des Alten Zürichkrieges , unternahm eine von Hans von Rechberg und Thomas von Falkenstein angeführte Söldnertruppe einen Raubzug ins Aaretal. Das städtische Regiment konnte sie über die Staffelegg zurückdrängen, geriet aber bei Wölflinswil in einen Hinterhalt und verlor 19 Mann. 1523 begann Leutpriester Andreas Honold mit der Verbreitung von reformatorischem Gedankengut, wurde aber ein Jahr später abgesetzt. Bei der Berner Disputation im Januar 1528 setzten sich die Anhänger der Reformation endgültig durch, woraufhin Bern die neue Konfession konsequent in sämtlichen Untertanengebieten einführte. In allen Städten und Landvogteien fanden pro forma konsultative Abstimmungen statt. Am 1. März 1528 sprachen sich in Aarau 146 Bürger für die Reformation aus, 125 stimmten dagegen. Daraufhin kam es in der Stadtkirche zu einem Bildersturm . Ab 1529 fanden in Aarau aufgrund der zentralen Lage zwischen Basel , Bern und Zürich regelmässig Tagsatzungen der reformierten Orte statt.

Gesellschaft und Wirtschaft in der frühen Neuzeit

Die Stadt Aarau in der Stumpfschen Chronik (1548)

Während der Berner Herrschaftszeit zählte Aarau in der Regel zwischen 1000 und 1200 Einwohner. Die Stagnation ist auf mehrere Epidemien zurückzuführen. An der Pest starben beispielsweise 1549/50 über 100 Personen, 1630 um die 700 (etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung) und 1667 nochmals 120. Im Jahr 1764 starben 126 Personen an der Ruhr .

Ansicht von Aarau (1612), gezeichnet von Hans Ulrich Fisch

Wirtschaftlicher Mittelpunkt waren die Märkte. Wochenmärkte sind seit 1443 urkundlich belegt, die Zahl der Jahrmärkte stieg bis 1578 auf sieben und blieb danach konstant. Das Einzugsgebiet war jedoch aufgrund mehrerer nahe gelegener Städte eng begrenzt. Spätestens ab 1620 existierte eine «Bruderschaft», eine Vereinigung einheimischer Händler und Krämer zur Abwehr von Konkurrenz. Auswärtige Marktfahrer mussten eine Mitgliedschaft erwerben, wenn sie ihre Waren anbieten wollten. Für den Salzhandel waren ab 1574 die Stadtbehörden allein zuständig, bis Bern hundert Jahre später das Monopol an sich zog. Von grosser Wichtigkeit waren auch Gewerbetreibende und Handwerker . Überregionale Bedeutung besassen aber nur Kirchenglockengiesser und Messerschmiede . Es existierten zwar Handwerksvereinigungen, zur Gründung politisch einflussreicher Zünfte kam es jedoch nie. Im Gegensatz zu anderen Städten spielte auch die Landwirtschaft eine gewisse Rolle, da Aarau über viel gutes Ackerland verfügte. 1777 ergab eine Vermessung eine nutzbare Fläche von 2180 Jucharten (725 Hektaren). Der Weinbau war relativ unbedeutend; am Hungerberg gab es einen 60 Jucharten grossen Rebberg.

Ansicht von Arauw (1754).

Ab dem frühen 18. Jahrhundert etablierte sich in Aarau die Textilindustrie . Aus dem Jahr 1703 ist die Gründung einer Wolltuchfabrik überliefert, später kamen das Weben von Baumwolle und die Seidenfabrikation hinzu. Die erste Indiennedruckerei entstand 1755. Zahlreiche Zugewanderte betätigten sich als Fabrikanten. Dazu gehörten die Frey aus Lindau und die Herosé aus Speyer . Diese wohlhabenden und gebildeten Kreise hatten wenig politische Macht und mussten sich auf andere Weise profilieren. Insbesondere das Bildungswesen bot ihnen die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. 1787 konnten die Industriellen schliesslich eine grundlegende Reform des städtischen Schulwesen durchsetzen, die im Geiste der Aufklärung stand.

Revolutionsjahre

Ansicht von Aarau im Jahr 1788

Haus zum Schlossgarten

Forderungen nach Gleichheit und Menschenrechten nach Beginn der Französischen Revolution fanden in Aarau grossen Anklang. Die Industriellen, die das Aufbrechen der erstarrten Verhältnisse anstrebten, verbreiteten ihre Ansichten in der Bevölkerung. Am 27. Dezember 1797 fand in Aarau die letzte Tagsatzung der alten Eidgenossenschaft statt. Zwei Wochen später liess sich der französische Gesandte Joseph Mengaud nieder, um die revolutionäre Stimmung weiter anzuheizen, da hier der Gegensatz zwischen hohem Bildungsniveau und fehlenden politischen Rechten besonders augenfällig war. Die Anhänger der alten Ordnung erneuerten am 25. Januar 1798 im Aarauer Schachen vor 25'000 Zuschauern den Bundesschwur. Dieser symbolische Akt vermochte jedoch nicht die offensichtliche Hilflosigkeit des Ancien Régime gegenüber den sich anbahnenden Entwicklungen zu kaschieren.

Zu Beginn des Jahres 1798 rückten die Franzosen immer weiter vor und das Ende der Berner Herrschaft war absehbar. Aarau revoltierte am 30. Januar und weigerte sich, Soldaten zum Schutze Berns zu entsenden. Ein von Major Daniel Pfleger angeführter «Sicherheitsausschuss» stürzte den Stadtrat. Doch schon am 4. Februar nahm die dritte Berner Division die Stadt kampflos ein und setzte den alten Rat wieder ein, während die Anführer der Aarauer Revolution ins befreite Baselbiet flohen. Dieser Rückschlag war nur von kurzer Dauer: Einen Monat später, am 5. März, kapitulierte Bern nach der verlorenen Schlacht am Grauholz und in Aarau gelangten die Revolutionäre wieder an die Macht.

Mitte März 1798 besetzten französische Truppen die Stadt. Vom Fenster des Rathauses rief Peter Ochs am 12. April 1798 die Helvetische Republik aus. Der Senat des neuen Staates wählte Aarau am 3. Mai aufgrund der revolutionären Gesinnung zur provisorischen Hauptstadt und somit zur ersten Hauptstadt der Schweiz überhaupt. Das Parlament nutzte das Rathaus als Tagungsort, das Direktorium bezog das Haus zum Schlossgarten . Doch Aarau war schlicht zu klein, um die Funktionen einer Hauptstadt problemlos ausführen zu können. Bereits am 20. September zogen Direktorium und Parlament nach Luzern um.

Aarau war Hauptort des gleichnamigen Distrikts und des Kantons Aargau, der aber nur die ehemaligen Berner Untertanengebiete umfasste (ohne den westlich der Wigger gelegenen Teil). Die revolutionäre Stimmung verflog rasch. Dazu trug vor allem der Zweite Koalitionskrieg im Jahr 1799 bei, als Hunderte französischer Soldaten in der Stadt einquartiert wurden. Als sich die Franzosen für einige Monate aus der Schweiz zurückzogen, hatten die Anhänger der alten Ordnung die Oberhand. Während des Stecklikriegs kapitulierte Aarau am 14. September 1802 vor aufgebrachten und plündernden Bauern aus der Umgebung. Fünf Wochen später beendeten die wieder einrückenden Franzosen die anarchischen Zustände.

Bedeutungszuwachs als Kantonshauptstadt

Das Amthaus , erstes Gebäude der Kantonsschule

“Sauerländerhaus”, Verlagssitz seit 1834

Gelände des Eidgenössischen Freischiessens in Aarau (1849)

Am 19. Februar 1803 ordnete Napoleon Bonaparte in der Mediationsakte die Verschmelzung der Kantone Aargau, Baden und Fricktal an. Aarau blieb Hauptstadt des erweiterten Kantons Aargau. Dieser Beschluss hatte eine verstärkte Bautätigkeit zur Folge. Die Stadt entwickelte sich auch zum intellektuellen und kulturellen Mittelpunkt des Kantons. Ihren Beitrag dazu leisteten einerseits die anfangs von Stadtbürgern getragene Kantonsschule (das erste nichtkirchliche Gymnasium der Schweiz), andererseits die Aargauer Kantonsbibliothek , deren Grundstein mit dem Kauf der Sammlung Zurlauben gelegt wurde.

1812 erweiterte Aarau seinen Gemeindebann auf Kosten der Nachbargemeinde Suhr. Das neu hinzugekommene Gebiet war die «Ehefäde», ein 1553 erstmals erwähnter, landwirtschaftlich genutzter Sonderbezirk. Dieser schmale Landstreifen gehörte zuvor steuerrechtlich und politisch zu Suhr, die meisten Grundstücke waren aber im Besitz Aarauer Bürger gewesen und von diesen auch bewirtschaftet worden. Aarau bezahlte dafür eine Entschädigung von 11'000 Franken. Damals kam es auch zu kleineren Grenzberichtigungen mit Küttigen; weitere folgten 1911 und 1930 mit Buchs sowie 1915 mit Rohr.

Während der Restauration war Aarau ein bedeutendes Zentrum des Liberalismus in der Schweiz. Hier konnten Zeitungen und Bücher erscheinen, die andernorts der Zensur unterlagen oder ganz verboten waren. Insbesondere der Verlag Sauerländer und sein Hauptautor Heinrich Zschokke taten sich hervor. Ab den 1820er Jahren war die Stadt auch Zufluchtsort für politische Flüchtlinge aus Preussen und anderen deutschen Staaten. Dennoch gab es auch im Kanton Aargau restaurative Tendenzen. Nachdem die Regierung Forderungen verschiedener Komitees und Volksversammlungen ignoriert hatte, kam es zum Freiämtersturm . Rund 6'000 Bewaffnete zogen am 5./6. Dezember 1830 vom Freiamt aus nach Aarau und nahmen die Stadt kampflos ein. Sie besetzten das Zeughaus, umstellten das Regierungsgebäude und zwangen die Regierung zu Verfassungsreformen.

In Aarau gegründete gesamtschweizerische Institutionen förderten die Schaffung eines Bundesstaates: 1824 entstand anlässlich des ersten Eidgenössischen Schützenfestes der Schweizerische Schützenverein, 1832 anlässlich des ersten Eidgenössischen Turnfestes der Schweizerische Turnverband . Der Eidgenössische Sängerverein wurde 1842 gegründet, der Schweizerische Gemeinnützige Frauenverein folgte 1888. Hauptschauplatz der Novelle « Das Fähnlein der sieben Aufrechten », mit der Gottfried Keller die Errungenschaften des Schweizer Bundesstaates feierte, ist das Eidgenössische Freischiessen, das 1849 in Aarau stattfand.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts beherrschte noch das Handwerk das wirtschaftliche Geschehen, wurde aber bald von der Textilindustrie abgelöst. Diese profitierte von der Kontinentalsperre , welche die starke britische Konkurrenz vorübergehend ausschaltete und eine rasche Mechanisierung ermöglichte. 1810 eröffnete Johannes Herzog die erste mechanische Spinnerei des Kantons. Ein Dutzend Unternehmen in dieser Branche folgten, die aufgrund des tiefen Lohnniveaus konkurrenzfähig waren. Das grösste war die Hunziker & Co., die zeitweise über 2'400 Heimarbeiterinnen in der Region beschäftigte.

Verkehrsknoten und Industriestadt

Bei einer Überschwemmung im September 1831 brach die aus dem Mittelalter stammende Holzbrücke über der Aare zusammen. Aufgrund von Kompetenzstreitigkeiten und inkompetenten Bauleitern nahm der Neubau über sieben Jahre in Anspruch und war erst im Oktober 1838 vollendet. Während dieser Zeit musste der Verkehr durch Fähren abgewickelt werden. Im Juli 1843 brach die neue Brücke bei einem erneuten Hochwasser ebenfalls zusammen. Nach fünf Jahren Diskussionen und zwei Jahren Bauzeit wurde im Dezember 1850 die Kettenbrücke dem Verkehr übergeben, eine Hängebrücke aus stählernen Gliederketten (1948/49 durch eine Betonbrücke ersetzt).

Der Bahnhof um 1870

Fabrikgebäude der Chocolat Frey zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Am 9. Juni 1856 eröffnete die Schweizerische Centralbahn die Eisenbahnstrecke von Aarau über Olten nach Emmenbrücke , die Strecke der Schweizerischen Nordostbahn von Aarau nach Brugg folgte am 1. Mai 1858. Die ursprünglich vorgesehene Linienführung entlang der damals noch wild fliessenden Aare wurde aus Sicherheitsgründen zugunsten eines Tunnels unter dem Schanzhügel aufgegeben. Entlang der Hauptstrecke Bern–Zürich war der Bahnhof Aarau nur eine Durchgangsstation. Da das Projekt eines Tunnels unter der Schafmatt nicht zustande kam, übernahm die idealer gelegene Stadt Olten die Rolle eines nationalen Knotenpunktes. Aarau musste sich damit begnügen, ein regionaler Knotenpunkt zu werden. Die Schweizerische Nationalbahn nahm am 6. September 1877 die kurze Zweigstrecke nach Suhr in Betrieb. Vom Bau der Aargauischen Südbahn erhoffte sich Aarau neue Impulse, doch die zwischen 1874 und 1882 etappenweise errichtete Strecke mit Anschluss zur Gotthardbahn konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen, da sich andere Verkehrsströme bereits etabliert hatten. Kurz nach der Jahrhundertwende wurden zwei elektrische Strassenbahnen eröffnet, am 19. November 1901 die Aarau- Schöftland -Bahn und am 5. März 1904 die Wynentalbahn nach Menziken . Beide Bahnen fusionierten 1958 zur Wynental- und Suhrentalbahn (WSB).

In den 1850er Jahren vollzog sich ein radikaler Strukturwandel. Aufgrund der protektionistischen Zollpolitik der Nachbarstaaten brach die Textilindustrie vollständig zusammen. An die Stelle einiger dominierender Grossbetriebe in einer einzigen Branche traten Mittelbetriebe, die unterschiedlichste Produkte herstellten. Durch den raschen Niedergang der Textilindustrie geriet Aarau gegenüber anderen Städten ins Hintertreffen. Eine weitere Strukturschwäche offenbarte sich mit dem Wegfall billiger Heimarbeitskräfte in der Region durch vermehrte Auswanderung. Die lokalen Finanzinstitute Aargauische Bank (1913 zur Kantonalbank umgewandelt) und Aargauische Kreditanstalt (1919 in der Bankgesellschaft aufgegangen) konnten nicht genügend Kapital bereitstellen, mit dem die Stadt ihren Rückstand hätte aufholen können.

Neue Industriezweige, die in Aarau entstanden, waren unter anderem die Herstellung von Reisszeug ( Kern & Co .), Zement ( Fleiner & Co., Jura-Cement-Fabriken ), Schuhen (Filiale der im nahen Schönenwerd domizilierten Bally , Fretz & Cie.), Stahlguss ( Oehler & Cie.) und Grafik ( Trüb AG ). Nach einer Krise in den 1870er Jahren kam es um die Jahrhundertwende zu einer weiteren Gründungswelle in den Bereichen Elektrotechnik ( Kummler & Matter, Sprecher + Schuh ) und Nahrungsmittelverarbeitung ( Chocolat Frey ). Alle diese Betriebe konnten jedoch den relativen Bedeutungsverlust Aaraus nicht wettmachen. Umso energischer trieb die Stadt Projekte voran, welche die zentralörtlichen Funktionen stärkten. Dazu gehörten der Ausbau der Aarauer Kaserne (1876 zum Hauptstandort der fünften Infanteriedivision erhoben), die Gründung des Lehrerseminars (1873) und des Kantonsspitals (1882) sowie die Erweiterung der Kantonsschule (1896).

Entwicklung seit dem 20. Jahrhundert

Stadtplan von 1911

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs traf Bevölkerung und Wirtschaft gleichermassen unvorbereitet. Aufgrund der hohen Inflation verarmten weite Teile der Bevölkerung, was die Stadt vor grosse sozialpolitische Probleme stellte. Da in Aarau zusätzlich Hunderte von Soldaten stationiert waren, konnte sich in der zweiten Jahreshälfte 1918 die Spanische Grippe besonders rasch ausbreiten; die Behörden registrierten 2440 Erkrankte, etwa ein Prozent der Bevölkerung erlag der Epidemie. Der Landesstreik im November 1918 verlief ohne Zwischenfälle, eine Bürgerwehr sorgte für Ruhe und Ordnung. 1914 stellten die verarmten Nachbargemeinden Rohr und Unterentfelden das formelle Begehren, eingemeindet zu werden. Die Stadt Aarau bekämpfte dieses Vorhaben, weil sie befürchtete, den Steuerfuss erhöhen zu müssen. Sie erklärte sich aber 1919 nach langen Verhandlungen bereit, Unterstützungsbeiträge zu bezahlen. Die Zahlungen wurden bis 1950 geleistet.

Um den akuten Mangel an Wohnraum zu lindern und gleichzeitig den Einfluss der Spekulation auf die Siedlungsentwicklung zu begrenzen, betrieb die Stadt ab 1916 eine gezielte Bodenpolitik. Bis 1953 erwarb sie eine Landfläche von insgesamt 86 Hektaren und verkaufte die erschlossenen Parzellen zu günstigen Konditionen weiter, wobei die Bauarbeiten innert eines Jahres beginnen mussten. Auf diese Weise entstanden Wohnquartiere, die nach einheitlichen Kriterien geplant waren und – ähnlich den Idealen der Gartenstadt -Bewegung – einen grossen Grünflächenanteil aufwiesen. Wohnbaugenossenschaften kamen erst ab den 1930er Jahren vermehrt zum Zuge. Ein im Jahr 1920 vom Grossen Rat genehmigtes Projekt einer Hafenanlage an der Aare, die der Güter-Binnenschifffahrt dienen sollte, wurde nie verwirklicht.

Die Zwischenkriegszeit war von starken Konjunkturschwankungen geprägt, welche die Aarauer Industrie einer harten Belastungsprobe aussetzten. Besonders stark war sie ab 1929 von der Weltwirtschaftskrise betroffen. Die Arbeitslosenzahlen stiegen zwischenzeitlich markant an und einzelne Betriebe gingen in Konkurs. Vor allem die Gewerbetreibenden litten unter der Flaute. Im Zweiten Weltkrieg war Aarau von den üblichen Massnahmen wie Verdunkelung und Rationierung betroffen. Im Rahmen der Anbauschlacht wurde die landwirtschaftlich nutzbare Fläche von 50 auf 122 Hektaren ausgeweitet. Mit Ausnahme der Explosion eines versehentlich von den Alliierten abgefeuerten Geschosses Ende Dezember 1944 blieb die Stadt von Schäden verschont.

Überbauung Telli

Nach dem Krieg dehnte sich die überbaute Fläche weiter aus. Bald waren sich die Stadtbehörden jedoch bewusst, dass mit der bisher üblichen Gartenstadt-Bauweise die Baulandreserven rasch erschöpft sein würden, weshalb sie eine rationellere Nutzung des Bodens anstrebten. Stadtammann Erich Zimmerlin und Architekt Hans Marti entwickelten die Bauordnung der Stadt Aarau, die 1959 in Kraft trat und als eines der ersten modernen Baurechts- und Planungsinstrumente der Schweiz gilt. Sie ermöglichte die Verdichtung der altstadtnahen Bereiche sowie den Bau von Wohnblöcken und -hochhäusern an der Peripherie. Auf der letzten Baulandreserve der Stadt entstand zwischen 1971 und 1991 in drei Etappen die Grosswohnsiedlung Telli , ebenfalls nach Plänen von Hans Marti. Vorgesehen waren ursprünglich vier lang gestreckte Wohnzeilen und drei Hochhäuser. Aufgrund des Konkurses der verantwortlichen Generalunternehmung kam der Bau von zwei Hochhäusern nicht zustande.

Ab den 1960er Jahren arbeiteten mehr Menschen in Dienstleistungsbetrieben und in der kantonalen Verwaltung als in der Industrie, die allmählich an Bedeutung zu verlieren begann. Der Kanton versuchte, das unaufhaltsam scheinende Wachstum in die richtigen Bahnen zu lenken. Geplant war eine polyzentrische Stadt mit dem Namen Aarolfingen (Aarau–Olten–Zofingen), die 330'000 Einwohner zählen sollte. Doch die Wirtschaftskrise der 1970er Jahre bereitete diesen Grossstadtträumen ein rasches Ende. In den 1980er und 1990er Jahren erlebte Aarau einen weiteren durchgreifenden Strukturwandel: Mehrere renommierte Industrieunternehmen wurden aufgelöst, andere verlegten ihre Produktion in die Vororte. Dennoch blieb Aarau ein bedeutender Wirtschaftsstandort. Ehrgeizige Verkehrsprojekte wie eine sechsspurige Umfahrungsstrasse dem Ufer der Aare entlang oder ein Nord-Süd-Tunnel unter dem Kasernenareal wurden zu den Akten gelegt. Verwirklicht wurden hingegen die Teilverlegung der WSB in einen Tunnel, der Ausbau wichtiger Kreuzungen, ein Autobahnzubringer und ein Einbahnring im Stadtzentrum.

In einer Volksabstimmung am 24. Februar 2008 votierten die Stimmberechtigten von Aarau und Rohr für die Fusion beider Gemeinden auf den 1. Januar 2010. Somit ist Aarau mit etwas mehr als 20'400 Einwohnern nunmehr die bevölkerungsreichste Stadt des Kantons.

Quelle: Wikipedia