Einwohner | 13'632 |
Fläche | 7.53km² |
0-19 Jahre | 21,57% |
20-64 Jahre | 59,10% |
65+ Jahre | 19,33% |
Ausländer | 19,48% |
Sozialhilfequote | 2,20% |
Hier finden Sie alles wissenswertes zur Gemeinde Richterswil im Kanton ZH.
Richterswil gehört zum Bezirk Horgen und hat aktuell 13632 Einwohner.
Im Kapitel "Haushalte" erhalten wir einen Einblick in die Verteilung der Haushalte innerhalb der Gemeinde. Die Analyse der Haushaltsstruktur liefert wichtige Informationen über die Wohnsituation, Familienstrukturen und den sozioökonomischen Status der Bewohner. Durch die Untersuchung der Anzahl und Art der Haushalte können wir ein besseres Verständnis für die Zusammensetzung und Vielfalt der Gemeinde gewinnen.
Die Durchschnittliche Haushaltsgröße, ein wesentlicher Indikator für die Wohnsituation in der Gemeinde, beträgt 2,26. Diese Zahl gibt uns Aufschluss über die Anzahl der Personen, die durchschnittlich in einem Haushalt leben. Eine niedrigere Durchschnittsgröße kann auf kleinere Haushalte oder eine höhere Anzahl von Ein-Personen-Haushalten hinweisen, während eine größere Durchschnittsgröße auf größere Familien oder mehrere Generationen unter einem Dach hindeuten kann. Die Kenntnis der durchschnittlichen Haushaltsgröße ermöglicht es den Gemeindevertretern und Planungsgremien, Ressourcen und Dienstleistungen entsprechend anzupassen und die Bedürfnisse der verschiedenen Haushaltstypen zu berücksichtigen, sei es bei der Wohnungsbereitstellung, der sozialen Unterstützung oder der Infrastrukturentwicklung.
Haushaltstyp | Anzahl | Anteil |
---|---|---|
Total | 5'986 | 100% |
Einpersonenhaushalte | 2'014 | 33,65% |
Zweipersonenhaushalte | 2'004 | 33,48% |
Dreipersohnenhaushalte | 793 | 13,25% |
Vierpersonenhaushalte | 860 | 14,37% |
Fünfpersonenhaushalte | 249 | 4,16% |
Sechs- und mehrpersonenhaushalte | 66 | 1,10% |
Stimmberechtigte | Abgegebene Stimmen | Gültige Stimmen | Ja | Nein | % Ja |
---|---|---|---|---|---|
8'884 | 4'604 | 4'556 | 2'865 | 1'691 | 62,88% |
Ort- und Flurnamen sowie archäologische Funde beim Inselchen Schönenwirt deuten auf eine alemannische Besiedelung des heutigen Gemeindegebiets im 7. bis 9. Jahrhundert hin. Die Herkunft des Ortsnamens ist nicht näher belegt, könnte aber auf den althochdeutschen Namen «Richtilo» zurückgeführt werden, dessen Träger man als früh(st)en Siedler annehmen mag. Erstmals urkundlich erwähnt wird Richterswil als Richtliswile erst im Jahre 1265.
Um 1200 wurde auf Richterswiler Boden die Burg Alt-Wädenswil errichtet. Zu dieser Zeit war Richterswil Teil der Herrschaft Wädenswil, deren Freiherren bereits im 1265 die Kirche St. Martin errichteten. 1287 gelangte die Herrschaft Wädenswil in Besitz des Johanniterordens , der für rund 250 Jahre die Geschicke Richterswil bestimmen sollte. Im Alten Zürichkrieg in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts blieb der Johanniterorden neutral, was ihn vor Kriegsverwüstungen weitgehend bewahrte. Infolge der Reformation verkaufte der Johanniterorden aber schliesslich 1550 die Herrschaft Wädenswil – und damit auch Richterswil – an die Stadt Zürich .
Bis zur Reformation (1529) umfasste die Pfarrei Richterswil auch Teile von Wollerau (und noch bis 1703 Teile von Hütten ). Seit der Reformationszeit und dem Verkauf an Zürich lag Richterswil nun aber im konfessionellen Grenzbereich an der Grenze zum Kanton Schwyz. Aufgrund dieser Lage kam es im Ersten Villmergerkrieg (1656) zu einem Einfall der Schwyzer. Mithilfe von neu errichteten Schanzen oberhalb des Dorfes konnte im Zweiten Villmergerkrieg (1712) ein weiterer Einfall abgewehrt werden.
Die Wirtschaft Richterswils war zunächst landwirtschaftlich geprägt, bevor bereits relativ früh Formen der Hausindustrie aufkamen. So wurde seit dem 15. Jahrhundert das Woll- und Baumwollgewerbe, seit dem 16. Jahrhundert die Leinenweberei wichtiger Teil der Richterswiler Wirtschaft. Ende des 18. Jahrhunderts war fast die Hälfte (46 %) der Einwohner an der Baumwollindustrie beteiligt. Darüber hinaus partizipierte Richterswil wirtschaftlich erfolgreich am Transitgüterkehr, und als wichtige Station auf dem Pilgerweg nach Einsiedeln profitierte die Gemeinde massgeblich vom Pilgerverkehr. Letzterer führte zur Etablierung eines profitablen Gastgewerbes, und auch Schiffer, welche die Pilger über den See führten, verdienten an den Gläubigen.
→ Hauptartikel: Johannes Hotze
Bildnis Johannes Hotzes in Lavaters Essai sur la physiognomie
Im ausgehenden 18. Jahrhundert wirkte in Richterswil der auf Gemütsleiden spezialisierte Arzt Johannes Hotze (ursprünglich Hotz). Zu seinen Freunden zählten sein Cousin Johann Heinrich Pestalozzi sowie Johann Caspar Lavater , zu seinen Besuchern Goethe , der 1775 und 1779 nach Richterswil kam.
Damals wurde der Kanton Zürich noch von den Zünften der Stadt Zürich regiert, denen die wenigen Tausend Stadtbürger angehörten. Die 180 000 Bewohner der Landschaft dagegen waren von vielen Berufen und Ämtern ausgeschlossene Untertanen. Bei den «Seebuben», die durch innovative Landwirtschaft und Protoindustrialisierung zu Wohlstand gelangt waren, fielen die Ideen der Französischen Revolution auf fruchtbaren Boden. 1794/1795 wurde Stäfa zum Ausgangspunkt einer Demokratiebewegung . Der Richterswiler Metzger David Schmid schrieb den Stäfnern, «die von Wädenswil und Richterswil wollten sämtlich es mit ihnen halten» und seien mit Pulver und Blei versehen. Wegen der grausamen Bestrafung der Freiheitskämpfer verliess Dr. Hotze seine Heimat für immer.
Als 1798 die Helvetische Revolution ausbrach und Frankreich zugunsten der aufständischen Waadtländer intervenierte, weigerten sich die Richterswiler, für die Gnädigen Herren von Bern in den Krieg zu ziehen. Schliesslich dankte Zürichs Regierung ab. Doch brauchte es die Besetzung der Schlösser und Pfarrhäuser und den Aufmarsch von 14 000 bewaffneten Landleuten, bis eine zu drei Vierteln aus bisherigen Untertanen bestehende Landeskommission die Regierungsgewalt erhielt. Symbole der Revolution waren der Freiheitsbaum , die Anrede «Bürger», das Tragen der Stäfner Kokarde und das Verschwinden der alten Amtstrachten.
In Aarau wurde die «Eine und Unteilbare Helvetische Republik » ausgerufen, welche den Schweizern Freiheit und Gleichheit verhiess. Die Landsgemeindekantone Uri, Schwyz, Nidwalden, Glarus und Zug aber wollten nicht auf ihre historischen Verfassungen (und ihre Untertanengebiete) verzichten und beschlossen, Aarau, Bern und Zürich zu besetzen. Der neue Staat ersuchte darauf Frankreich um Hilfe.
→ Hauptartikel: Gefecht bei Wollerau
Heinrich Keller: Gegend Beÿ Richtenschweil wo das Gefecht vorfiel, A. 1798
Im Rahmen eines kurzen Feldzugs, der zur Kapitulation der Revolutionsgegner führte, kam es am 30. April in und um Wollerau , Bäch und Richterswil zu einem Gefecht mit gegen 300 Toten und Verwundeten. Daran beteiligt waren auf der siegreichen Seite drei Bataillone Franzosen und ein Bataillon Zürcher, auf der Gegenseite zwei oder drei Bataillone Glarner sowie Höfner , Märchler und Einsiedler . Das anschliessende Gefecht bei Schindellegi endete mit dem Rückzug der Schwyzer.
Statt zur Landvogtei Wädenswil gehörte Richterswil nun zum Distrikt (Bezirk) Horgen . Erst damals erhielt es trotz seiner schon 2500 Einwohner den Status einer politischen Gemeinde mit einem Einwohnergemeinderat („Munizipalität“). Das Bürgergut verwaltete eine separate Bürgergemeinde mit einem Bürgergemeinderat («Gemeindekammer»).
1799 wurde Richterswil zuerst von den Österreichern, dann von den Franzosen besetzt. In der Zweiten Schlacht um Zürich fiel Dr. Hotzes politisch andersdenkender Bruder, der österreichische Feldmarschallleutnant Friedrich von Hotze , unter den Kugeln der siegreichen Franzosen.
1803 löste Napoleon als selbsternannter « Mediator » die Helvetische Republik auf. Die Stadt Zürich benützte dies, um ihre Herrschaft über den Kanton wiederherzustellen. Richterswil aber wählte nun erst recht Anhänger der Helvetik in den Gemeinderat.→ Hauptartikel: Bockenkrieg Ein Brandanschlag auf das Landvogteischloss Wädenswil gab 1804 das Signal zum Aufstand. Burghalden war Sammelplatz von 450–600 Bewaffneten. Auch 80–100 Richterswiler unter Führung von Jakob Treichler machten mit. Der sogenannte Bockenkrieg endete mit der Besetzung der beteiligten Gemeinden durch Truppen anderer Kantone, mit einer «Hexenjagd» auf Demokraten, von denen mehrere ermordet oder hingerichtet wurden, und mit Geldbussen, deren vierthöchste (nach Wädenswil, Horgen und Stäfa) Richterswil zu bezahlen hatte. Die Stadt Zürich setzte auch einen neuen Gemeinderat ein.
Napoleons Kontinentalsperre machte Handweber arbeitslos, die aus England importiertes Baumwollgarn verarbeitet hatten. Über hundert Richterswiler wanderten darum 1812 nach Piedimonte d’Alife (heute Piedimonte Matese ) im Königreich Neapel aus, wo Joachim Murat und Napoleons Schwester Carolina regierten. Ihr Anführer war der ehemalige «Agent» der Helvetischen Republik Konrad Leuthi (Lüthi).
In der Zeit der Restauration (1815–1830) wurde das Rad der Geschichte weiter zurückgedreht. Unter dem Namen «Oberamtmänner» zogen wieder Landvögte auf Schloss Wädenswil ein. In der Zeit der Regeneration (1830–1848) setzte sich dann endgültig die Demokratie durch. Wie schon 1798 gehört Richterswil seither zum Bezirk Horgen.
Nachdem die ufernahe Insel Schönenwirt in der Bucht zwischen Richterswil und Bäch 1841 definitiv dem Kanton Zürich zugeschlagen worden war, kaufte die Gemeinde Richterswil an der offiziellen Versteigerung vom 6. Oktober 1848 die Insel für 100 Schweizer Franken. Der Verkauf wurde am 21. Oktober 1848 vom Zürcher Regierungsrat ratifiziert. Der historische Kaufbrief, datiert vom 5. Januar 1849, wird im Gemeindearchiv aufbewahrt. Die Insel ist nach der Ufenau und der Lützelau die drittgrösste der vier natürlichen Zürichseeinseln.
Bahnhof Richterswil
Uferanlagen, Hafen und Bahnhofsbereich, im Vordergrund die Insel Schönenwirt
1873 erhielt Seidenfabrikant Rudolf Zinggeler-Syfrig (1819–1897) die Nutzungsrechte des Mülibaches für den Antrieb der Maschinen in seiner Seidenzwirnerei Zinggeler AG . Oberhalb Richterswil entstand durch Aufstauung des Mülibaches der Sternenweiher in Samstagern mit einer Wasserspiegelhöhe von 583 m ü. M. . Eine zwei Kilometer lange Druckleitung führte das Wasser bis zum Zürichsee hinunter, wo es in der Zwirnerei Zinggelers eine Wasserturbine antrieb. Zur Belustigung und als Symbol der Industrialisierung liess der Fabrikant ab 1875 an Festtagen, wie dem 1. August , das Wasser durch eine Düse emporsteigen: Ein Springbrunnen mit einer Höhe von 80 bis 85 Meter entstand. Diese Fontäne galt lange als die höchste des Kontinents. 1972 wurde die Kraftanlage ausser Betrieb gesetzt und damit auch die Fontäne.
2003 wurde der Verein Gesellschaft historischer Springbrunnen Richterswil als Träger der Restaurierung und des Betriebs des Springbrunnens gegründet, bei 2,3 Mio. Franken angenommener Kosten. Am Springbrunnen- und Museumsprojekt beteiligten sich der Lotteriefonds des Kantons Zürich mit 300.000 sFr, die Gemeinde Richterswil mit 150.000 sFr und zahlreiche Gönner.
Die Reaktivierung der Fontäne wurde realisiert, die erste Wiederinbetriebnahme fand am 8./9. Dezember 2007 statt. Dabei wurde der eigens für die Fontäne komponierte Marsch Fontane vive vom Musikverein Richterswil/Samstagern uraufgeführt.
Private können gegen Entgelt die Fontäne zu einem Wunschtermin speien lassen. Der Verein zielt auch auf:
Dokumentation der hydroelektrischen Anlagen, des Druckleitungs- und Hydrantennetzes, der Turbinen
Gründung eines Museums zur Industrialisierung von Richterswil, insbesondere von 1873 bis zum Zweiten Weltkrieg
Erstellen eines Lehrpfades entlang der alten Druckleitung
Informationstafeln (im Seebad-Restaurant und dem GZ Drei Eichen in Samstagern) erläutern die Speisung vom Sternenweiher über das kleinere Reservoir Speckl mit 576 m Spiegelhöhe. Die Fontäne spritzt heute bis 101 m hoch, bezogen auf den Spiegel des Zürichsees von 406 m.
Die Fabrik von Rudolf Zinggeler wurde am 10. Juni 2010 durch einen Brand zerstört.
1878 wurden Teile des Gemeindegebiets (Teile des Giessen und des Staubenweidli, die links des Reidbachs lagen) an die Gemeinde Wädenswil abgetreten.
1893 wurde das Spital Richterswil erbaut, welches ab 1994 unter dem Namen Paracelsus-Spital als vornehmlich anthroposophische Klinik geführt wurde und im November 2020 seinen Betrieb einstellte. 1905 wurde die neue reformierte Kirche, 1914 die katholische Kirche eingeweiht. 1975 wurde der historische Dorfkern von Richterswil als schützenswert erklärt. 1992 erhielt der Bahnhof Richterswil den internationalen Brunel Award in der Kategorie For outstanding visual design in public railway transport.
Blasonierung : In Gold ein roter Pfahl.