Einwohner | 113'173 |
Fläche | 68.07km² |
0-19 Jahre | 19,97% |
20-64 Jahre | 63,80% |
65+ Jahre | 16,22% |
Ausländer | 24,54% |
Sozialhilfequote | 5,48% |
Hier finden Sie alles wissenswertes zur Gemeinde Winterthur im Kanton ZH.
Winterthur gehört zum Bezirk Winterthur und hat aktuell 113173 Einwohner.
Im Kapitel "Haushalte" erhalten wir einen Einblick in die Verteilung der Haushalte innerhalb der Gemeinde. Die Analyse der Haushaltsstruktur liefert wichtige Informationen über die Wohnsituation, Familienstrukturen und den sozioökonomischen Status der Bewohner. Durch die Untersuchung der Anzahl und Art der Haushalte können wir ein besseres Verständnis für die Zusammensetzung und Vielfalt der Gemeinde gewinnen.
Die Durchschnittliche Haushaltsgröße, ein wesentlicher Indikator für die Wohnsituation in der Gemeinde, beträgt 2,14. Diese Zahl gibt uns Aufschluss über die Anzahl der Personen, die durchschnittlich in einem Haushalt leben. Eine niedrigere Durchschnittsgröße kann auf kleinere Haushalte oder eine höhere Anzahl von Ein-Personen-Haushalten hinweisen, während eine größere Durchschnittsgröße auf größere Familien oder mehrere Generationen unter einem Dach hindeuten kann. Die Kenntnis der durchschnittlichen Haushaltsgröße ermöglicht es den Gemeindevertretern und Planungsgremien, Ressourcen und Dienstleistungen entsprechend anzupassen und die Bedürfnisse der verschiedenen Haushaltstypen zu berücksichtigen, sei es bei der Wohnungsbereitstellung, der sozialen Unterstützung oder der Infrastrukturentwicklung.
Haushaltstyp | Anzahl | Anteil |
---|---|---|
Total | 52'329 | 100% |
Einpersonenhaushalte | 20'277 | 38,75% |
Zweipersonenhaushalte | 16'925 | 32,34% |
Dreipersohnenhaushalte | 6'337 | 12,11% |
Vierpersonenhaushalte | 6'031 | 11,53% |
Fünfpersonenhaushalte | 2'001 | 3,82% |
Sechs- und mehrpersonenhaushalte | 758 | 1,45% |
Die Analyse der Gäste in Hotels und Kurbetrieben in Basel im Zeitraum Januar - Mai 2023 ermöglicht uns einen faszinierenden Einblick in die Reisetrends und das Gästeaufkommen innerhalb der Gemeinde. Die Daten zeigen nicht nur die Gesamtzahl der Besucher, sondern auch die Unterscheidung zwischen inländischen und ausländischen Gästen. Dies hilft uns dabei, die Auswirkungen des Tourismussektors auf die lokale Wirtschaft und die Gemeinde Winterthur besser zu verstehen.
Typ | Ankünfte | Nächte | Dauer |
---|---|---|---|
Total Gäste | 36'746 | 70'086 | 1,91 |
Gäste aus dem Inland | 23'716 | 43'018 | 1,81 |
Gäste aus dem Ausland | 13'030 | 27'068 | 2,08 |
Stimmberechtigte | Abgegebene Stimmen | Gültige Stimmen | Ja | Nein | % Ja |
---|---|---|---|---|---|
71'124 | 37'477 | 37'061 | 21'194 | 15'867 | 57,19% |
Die archäologisch nachweisbare Geschichte Winterthurs geht bis in die Bronzezeit zurück, von der allerdings nur spärliche Funde zeugen. Auf frühmittelalterliche Spuren stiess man 1986 bei Rettungsgrabungen im westlichen Teil der Kernstadt, an der Spitalgasse 1: ein Grubenhaus , das schräg zur jüngeren Parzellierung ausgerichtet war. Ein kleiner Komplex Keramik erlaubte die Datierung ins 7. Jh. Verschiedene Fundmeldungen derselben Zeit des 6./7. Jh. betreffen 38 Bestattungen in der Altstadt. Besonders aussagekräftig ist ein Frauengrab an der Marktgasse 68 mit Perlarmband, Eisen-Armring und Spinnwirtel , Grabbeigaben, wie sie für Romaninnen typisch waren. Ein Männer-Kammergrab an der Schmidgasse/Stadhausstrasse mit fränkischen Elementen wie Spatha , Sax und Pferdegeschirr zeugten von der hohen Stellung des Bestatteten. Der Name der späteren römischen Siedlung Vitudurum in Oberwinterthur gibt einen Hinweis auf eine keltische Ansiedlung, da der Name dem Keltischen entstammt: Er ist wahrscheinlich eine Zusammensetzung aus keltisch uito- «Weide» und keltisch durōn «Tor, Tür» und bedeutet damit vermutlich «Weidentor, Weidenhof, mit Weidenzweigen geflochtene Einfriedung», vielleicht aber auch «Marktflecken des Uito». Jedoch sind bis heute keine eindeutig keltischen Siedlungsspuren auf Stadtgebiet überliefert. Man vermutet, dass auf dem Kirchhügel in Oberwinterthur, mit wenigen Unterbrüchen, seit der Jungsteinzeit gesiedelt wurde – jedoch kann man dies trotz umfassenden Ausgrabungen in der Region nicht nachweisen. Nachgewiesen sind prähistorische Spuren in Wülflingen sowie Seen.
Inschriftentafel des Römerkastells
→ Hauptartikel: Vitudurum In römischer Zeit bestand im heutigen Oberwinterthur wahrscheinlich zuerst eine Siedlung (römisch Vicus ), die laut einer Inschriftentafel 294 n. Chr. mit einem Kastell befestigt wurde wegen andauernder Überfälle der Alemannen auf die Siedlung. Vitudurum befand sich an einer wichtigen Römerstrasse, die von Vindonissa zum Bodensee führte. Die römische Siedlung hat reiche archäologische Aufschlüsse und zahlreiche Funde geliefert und ist heute ein Schwerpunkt der archäologischen Forschung im Kanton Zürich, es werden auch immer wieder neue Fundstellen aufgedeckt. Man nimmt an, dass in Vitudurum verschiedene Werkstätten wie Schmieden, Töpfereien, Gerbereien existiert haben. In der Siedlung gab es auch einen Tempel , eine Therme und ein Wasserleitungssystem. Die archäologischen Funde lassen sich bis um 400 n. Chr. nachweisen, jüngere Fundstücke gibt es nicht mehr. In dieser Zeit zogen die Römer von der Rheingrenze ab und verliessen auch Vitudurum.
Das Römerkastell Vitudurum hatte eine Inschriftentafel, die vielleicht das Tor des um 294 n. Chr. errichteten römischen Kastells schmückte. Diese Tafel wurde später nach Konstanz gebracht, wo sie beim einfachen Volk wie ein Heiligtum verehrt wurde, da die Einwohner der Stadt im Mittelalter die Inschriftentafel als Nachweis für die Gründung von Konstanz durch Kaiser Constantius I. hielten. Anfang September 1967 wurde das Stück von Konstanz als Zeichen nachbarlicher Freundschaft Winterthur übergeben und wird seitdem in dessen Rathaus ausgestellt (man kann die Tafel vom Rathausdurchgang her sehen). Auf dieser Inschriftentafel ist das Jahr 294 n. Chr. als Grundsteinlegung für Vitudurum angegeben. Jedoch ist das die Grundsteinlegung des Kastells Vitudurum, denn eine römische Siedlung hat hier wohl bereits 1 n. Chr. existiert.
Auf dem Gebiet der heutigen Altstadt muss zumindest ein römisches Landhaus gestanden haben, so fand man 1923 eine römische Heizanlage. Des Weiteren fand man weitere Streufunde an verschiedenen Stellen auf dem heutigen Stadtgebiet. Weiter wurde auf Gebiet der Altstadt auch ein Spitzgraben gefunden, der möglicherweise von einem römischen Wehranlage stammt.
Das mittelalterliche Winterthur (das zuerst noch Niederwinterthur hiess), die heutige Altstadt, wurde etwa vier Kilometer westlich des alten Vitudurum angelegt. Erste Siedlungen gab es an der Stelle schon im 6. oder 7. Jahrhundert; der älteste Vorgängerbau der heutigen Stadtkirche St. Laurentius geht auf einen einfachen hölzernen Saalbau des 7./8. Jahrhunderts zurück. Dass sich die Siedlung Winterthur gut entwickelte, hatte mehrere Gründe. Es lag einerseits am wichtigen Handels- und Verkehrsweg der Region. Zudem verband/verbindet es zwei Marktgebiete: das Tösstal und das Flachland.
Der erste schriftliche Beleg der Stadt geht auf eine Urkunde von 919 zurück. Dort taucht erstmals ein Ortsname auf: Niederwinterthur. Laut Inhalt dieses Dokumentes gehört die besagte Ortschaft zur Kirche Oberwinterthur und muss dieser den Zehnten abliefern. Zwischen den Siedlungen in Niederwinterthur und dem heutigen Stadtteil Oberwinterthur dürfte es einen richtigen Konkurrenzkampf gegeben haben. Aus dem Jahr 1180 stammt eine zweite Urkunde, in der in der heutigen Kernstadt eine städtische Siedlung urkundlich unter dem Namen Niderunwinterture belegt ist. Es wurde unter dem Bischof von Konstanz ein Kaufvertrag abgeschlossen, der die Kapelle Winterthur von der Kirche Oberwinterthur loslöst. Laut der Urkunde gehörte Grund und Boden von Niederwinterthur nun den Grafen von Kyburg, deren Löwen Winterthur heute im Wappen führt. Zudem gewährten die Kyburger Winterthur das Marktrecht. Wann Niederwinterthur den Namen Winterthur genau übernahm, ist unklar. Man darf annehmen, dass sich der Name spätestens kurz nach der zweiten Urkunde um 1180 in Winterthur geändert hat, vielleicht auf Einfluss der Kyburger hin.
Im Jahr 919 fand vor Winterthur die Schlacht bei Winterthur statt, bei der das Herzogtum Schwaben seine Ansprüche gegenüber dem Hochburgund für den Thurgau und Zürichgau sichern konnte. Zu dieser Zeit waren die Herren über Winterthur noch aus der Stammlinie der Udalrichinger , deren Vertreter im 10. und 11. Jahrhundert auch als Grafen von Winterthur bekannt waren. Die Stadt kam schliesslich im 11. Jahrhundert als ein Mitgift aus der Vermählung von Hartmann I. von Dillingen und Adelheid, wahrscheinlich Tochter des letzten Herren der Stadt, Adalbert II. von Winterthur , in den Besitz von Hartmann I., der sich nun fortan nach seinem neuen Hauptsitz «von Kyburg» nannte.
Für die Grafen von Kyburg wurde Winterthur dann wie zu ihrer Hauptstadt. Die Grafen lagerten ihre Steuer- und Zehnteneinnahmen in Winterthur. Die Stadt wurde befestigt mit Wall, Graben und Wachtürmen, der Aufbau der Stadt wurde gezielt und systematisch gefördert, was man heute am Aufbau der Altstadt erkennen kann. Die Kyburger gelten deshalb bis heute noch als die Stadtgründer, obwohl Winterthur das Stadtrecht erst von den Habsburgern zugesprochen bekam, die das Erbe der Grafen von Kyburg antraten, nachdem die männliche Linie der Kyburger 1264 ausgestorben war.
Winterthur um 1292 auf einer Karte von 1814
Die gotische Stadtkirche
Die Stadt entwickelte sich seit dem frühen 13. Jahrhundert stark. Die Befestigungsanlagen wurden bis zum Unter- und Obertor ausgedehnt. Das Geschlecht der Kyburger starb schliesslich 1264 aus; die Stadt ging somit in den Besitz der Nachfolger und Erben über, der Habsburger . Infolgedessen erhielt Winterthur am 22. Juni 1264 durch Rudolf I. von Habsburg das Stadtrecht, das ihnen unter anderem ein alleiniges Marktrecht im Umkreis von zwei Stunden (das sind etwa 8 km) und ein eigenes Gericht zuerkannte.
Im April 1292 besiegten die Habsburger in der Schlacht bei St. Georgen vor den Toren der Stadt die Zürcher, die die Stadt Winterthur gerne in ihrem Gebiet gesehen hätten. Dieser Sieg über die Oppositionsbewegung gegen die Habsburger, die sich nach dem Tod von Rudolfs von Habsburg formierte, sicherte die Vorherrschaft der Habsburger über die Ostschweiz und damit verbunden auch den Frieden in Winterthur.
Durch die Zugehörigkeit zu Habsburg entwickelten sich im Gegensatz zum verfeindeten Zürich keine Zünfte , die Einfluss auf die Politik und Entwicklung der Stadt genommen hätten. Zwar gab es bis Anfang des 15. Jahrhunderts mehrere Versuche, eine solche Bewegung zu errichten, wie mehrere Urkunden aus dieser Zeit berichten. Es ist durch einen Schiedsspruch von 1342 sogar anzunehmen, dass der Adel eine Zeit lang aus der Stadt gejagt wurde; jedoch wird in mehreren Urkunden von habsburgischer Seite den Bürgern beschieden, dass solche Geheimgesellschaften unerwünscht waren, und die Macht der Stadtherren wird dabei unterstrichen.
Ab 1380 tauchte mit der alten Eidgenossenschaft eine neue Bedrohung für die Stadt auf, und Winterthur war zu ihrer Verteidigung in der Folge auch an mehreren Scharmützeln auf habsburgischer Seite beteiligt und kam dabei auch selbst in eine militärisch ungünstige Lage. 1415/17 kam die Stadt dank der Einmischung des deutschen Kaisers Sigismund , der in Opposition zum Hause Habsburg stand, zur Reichsfreiheit . 1434 erwarb die reichsfreie Stadt das Dorf Hettlingen , das ihr bis 1798 gehören sollte. Jedoch gelang es der Stadt nicht, diese Reichsfreiheit im Alten Zürichkrieg zu halten: Winterthur fiel 1442 wieder Habsburg-Österreich zu, was der Stadt indessen immer noch lieber war, als der Eidgenossenschaft anzugehören. Auf diese Zeit fällt auch die Bestätigung eines im Vergleich zum alten Stadtrecht erweiterten Friedkreises , womit sich der neue Machthaber wohl auch die Gunst der Stadtbevölkerung sichern wollte. Die von der neuen Herrschaft versprochene Hilfe und Besserung trat jedoch nicht ein; vielmehr wurde die Stadt mehrmals verpfändet. 1460 kam es im Zusammenhang mit der Eroberung des Thurgaus durch die Eidgenossen erneut zu einer zweimonatigen Belagerung, der die Stadt unter dem Kommando von Thüring III. von Hallwyl wiederum standhielt. Dies konnte aber nicht verhindern, dass das nunmehr vollständig von der Eidgenossenschaft umschlossene Winterthur zunehmend unter eidgenössischen Druck geriet und infolge der notorischen Geldnot der Habsburger 1467 endgültig an die Stadt Zürich verpfändet wurde. Winterthurs Stadtmauern fassten zu dieser Zeit rund 2'200 Einwohner.
Unter Herrschaft der Stadt Zürich erhielt Winterthur den Status einer Munizipalstadt – sie hatte damit mehr Rechte als der Rest der Zürcher Gebiete – im Pfandvertrag musste Zürich den Winterthurer Bürgern bisher zustehende Rechte anerkennen. So unterlag die Stadt zusammen mit ihrem Untertanengebiet Hettlingen der Selbstverwaltung und konnte auch die Steuerhoheit bewahren. Verschiedene Persönlichkeiten von Zürich hatten in Winterthur gewisse Repräsentationsfunktionen für Zürich. Im Jahre 1512 erhielt die Stadt von Papst Julius II. eigens ein wertvolles « Juliusbanner » für die 1508–1510 im Grossen Pavierzug geleisteten Dienste zur Vertreibung der Franzosen. Ab 1540 hatte ein Amtmann in Winterthur seinen Sitz, der zwar hauptsächlich für Zehnte und Gerichte in Neftenbach und Elgg zuständig war, jedoch trotzdem das Leben sowie die wirtschaftlichen Tätigkeiten von Winterthur überwachen konnte. Zusätzlich hatte der Landvogt von Kyburg die Gerichtsbarkeit über Besitzungen der Bürger ausserhalb der Stadt. Zürich erhielt mit der Pfändung jedoch auch das Recht, Winterthur nach aussen zu vertreten und behielt die Reispflicht für sich ein. Diese Reispflicht führte auch dazu, dass Winterthur auf Geheiss der Obrigkeit Truppenkontingente für Kriegshändel stellen musste. Die Verpfändung und damit der Verlust vieler Freiheiten behagte vielen Winterthurern nicht; etliche einflussreiche und wohlhabende Familien verliessen die Stadt.
Die Stadt selbst versuchte sich in der Folge mehrmals aus der Verpfändung auszulösen, um ein selbstständiger Ort der Eidgenossenschaft werden zu können, was wohl einem späteren eigenen Kanton gleichgekommen wäre. Die Herren aus Zürich traten diesen Versuchen mit Entschiedenheit entgegen und behinderten die Stadt in ihrer territorialen Entwicklung. So erwarb Winterthur 1544 selbstständig einen Brief von Karl V. , der der Stadt ihre bisherigen Privilegien bestätigte und ihr – unannehmbar für die Zürcher Herrschaft – ein paar neue Privilegien zuerkannte. Als man in Zürich durch einen Zufall davon Wind bekam, sah man sich um das Recht der Aussenrepräsentation der Stadt beschnitten und überprüfte nochmals alle Privilegien der Stadt und liess solche neueren Datums vernichten. Auch die Versuche von habsburgischer Seite, der Stadt die Selbstauslösung zuzuerkennen – denn laut Pfändungsvertrag hatte nur das habsburgische Haus selbst das Recht darauf – scheiterten allesamt.
Ansicht von Winterthur auf einem Stich von Matthäus Merian , 1642
Ab der Reformationszeit schliesslich zeigte sich Winterthur weitgehend einverstanden mit der Zürcher Politik, wie auch diverse Ämteranfragen zeigten. Auf jeden Fall gab es keine bedeutendere Opposition zum Zentrum der Reformation aus dieser Zeit – auch wenn Winterthur mit dem Ende der Reformation eine weitere Zürcher Repräsentationsperson vorgesetzt bekam: Der Stadtpfarrer wurde von nun an von Zürich her bestimmt und hatte durch das Ehegericht und die Abnahme des Treueeids Einfluss auf die Stadt. Da es ansonsten kein Kloster oder ähnliche religiöse Institutionen gab, die einen Einfluss auf das städtische Leben hatten, wird man den Einfluss der Reformation vor allem durch das vermehrte Stellen von Söldnern für Zürich bemerkt haben.
Auf einen Zeugen des kleinstãdtischen Alltags aus dieser Zeit stiess man 1996 bei Bauarbeiten in der Steinberggasse, den die Archäologie als Mauerwerk eines Gewölbes identifizierte, das einen Sodbrunnen überdeckte: einen mit einer 70 cm starken Wand aus Bollensteinen ausgekleideten, ursprünglich 17 m tiefen Schacht. Alle 5 m war ein 70 cm hoher Ring aus Tuffstein eingebaut, ebenso am obersten Rand des Brunnens, der nach der Aufhebung mit einem Gewölbe aus Sandstein verschlossen worden war. Seine Bauzeit lag nach der archäologischen Datierung zwischen 1470 und 1509, die Benützungszeit des Sodbrunnens bis 1764. Er war als Ergänzung zur Fliesswasserversorgung über Teuchelleitungen in Dürrezeiten und für den Belagerungsfall in Kriegszeiten gedacht, wie die beiden Sodbrunnen in der Neustadtgasse. Zur Zeit seines Betriebs überdeckte ein Brunnenhaus die Wasserstelle. Das historische Bauwerk ist heute von oben mit einer Betonplatte gesichert, beleuchtet und über einen Sichtschacht einsehbar.
Winterthur erlebte in dieser Zeit einen wirtschaftlichen Aufschwung, wurde jedoch von Zürich aus in seiner wirtschaftlichen und territorialen Entwicklung immer wieder schikaniert. Auch konnte die Stadt selbst Ländereien und Gerichtsbarkeiten ausserhalb der Stadtgrenzen erwerben, aber immer nur mit der Erlaubnis aus Zürich. So geschah es, dass man 1587 das Schloss Hegi und die damit verbundenen Ländereien erwerben wollte, dies aber am Einspruch Zürichs scheiterte. Elf Jahre später konnte man jedoch die Mörsburg erfolgreich erwerben, nachdem Zürich kein Interesse für das Schloss und die Höfe angemeldet hatte. 1634 und 1719 scheiterte man bei der Erwerbung von Wülflingen zweimal bei einem wichtigen stadtnahen Gebiet am Einspruch Zürichs, das wohl Winterthur nicht zu mächtig werden lassen wollte. Auffällig an beiden Einsprüchen ist, dass Verhandlungen für einen Verkauf an Zürich durch den Besitzer vorher scheiterten und die Stadt erst bei Bekanntwerden des Winterthurer Interesses Massnahmen ergriff.
Auf wirtschaftlicher Seite wurde zum Beispiel das Marktrecht eingeschränkt und der Handel und die Verarbeitung von Gütern wie Seide oder Wolle verboten. Besonders beim Eingriff Zürichs in die Textilwirtschaft um 1720 sah Winterthur seine Wirtschaftsfreiheit verletzt, während Zürich seine Macht demonstrierte, indem es den Winterthurer Schultheissen Steiner aus einem Hinterhalt in Töss verhaften liess und Winterthur – nachdem dieses Rechtsgutachten von zwei Universitäten in der Bevölkerung verteilt hatte – sogar mit einem Militärschlag drohte. Ein anderes Beispiel sieht man bei den Ärzten: Da die Stadt Zürich die medizinische Ausbildung nicht auch an sich reissen konnte, wurden die Examina der Stadtärzte im restlichen Zürich einfach nicht anerkannt. Bei anderen Gütern, in deren Herstellung Winterthur stark war, wurde der Verkauf an Stadtzürcher mit Bussen belegt, so etwa bei den berühmten Winterthurer Kachelöfen. Auch die kulturelle Entwicklung ihrer Munizipalstadt kontrollierten die Zürcher: Die Gründung einer Buchhandlung wurde erst 1772 erlaubt und der Zürcher Zensur unterworfen, jene einer Druckerei blieb bis zum Ende der alten Zürcher Herrschaft untersagt.
In der Zeit von 1349 bis 1635 sind auch insgesamt elf Pestepidemien in der Stadt überliefert. Die schlimmste war wohl die von 1611, die 1135 Einwohnern oder knapp der Hälfte der Bevölkerung das Leben kostete. Bei den anderen Epidemien dürften die Zahlen der Verstorbenen um die 500 betragen haben, bei den letzten bekannten Epidemien ist von 112 und 200 Opfern die Rede.
Mit dem Ende der Alten Eidgenossenschaft und dem Einzug napoleonischer Truppen am 5. Mai 1798 ging die zürcherische Herrschaft zu Ende. Einige feierten die Ankunft der Franzosen als Befreiung und stellten in der Altstadt Freiheitsbäume auf, andere blieben der Revolution gegenüber skeptisch eingestellt. Die Franzosen machten die Stadt zum Truppenlager und verlangten von Winterthurs Bevölkerung (3000 Bewohner) beispielsweise die Lieferung von 12'000 Paar Militärschuhen. Nachdem 5000 eiligst in Strassburg bestellte Schuhe wegen mangelhafter Qualität zurückgewiesen wurden, konnte Schlimmeres nur mit schmerzhaften Ersatzzahlungen und Geschenken an bestimmte Einzelpersonen abgewendet werden. Während des Zweiten Koalitionskrieges wurde Winterthur kurzfristig von Österreichern und Russen besetzt. Im Gefecht bei Winterthur am 27. Mai 1799 besiegten österreichische Truppen ein französisches Heer; das Gefecht war ein Vorspiel zur Ersten Schlacht von Zürich . Nach einer Niederlage am 25. September 1799 räumten die russischen Truppen als letztes fremdes Heer ihr Lager im Tössfeld.
Blick auf Winterthur vom Gallispitz im Jahr 1877
Um die Jahrhundertwende wurden in und um Winterthur mehrere Firmen gegründet, die die Stadt die nächsten 150 Jahre wesentlich prägen sollten: 1778 entstand mit dem Laboratorium die erste chemische Fabrik der Schweiz unter Johann Sebastian von Clais , 1795 wurde auf dem Gebiet des ehemaligen Klosters Töss das Handelsunternehmen und spätere Maschinenfabrik J. J. Rieter & Cie. gegründet und 1802 nahm in Wülflingen mit der Spinnerei Hard die erste mechanische Spinnerei und Fabrik der Schweiz ihren Betrieb auf. 1834 eröffnete Johann Jacob Sulzer die Eisengiesserei, welche den Grundstein des späteren Grossunternehmens Sulzer AG bilden sollte.
In dieser Zeit des Wandels wurden die militärisch überholten Befestigungsanlagen der Stadt mehr und mehr als Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung empfunden. 1800 wurden die Schanzen geschliffen, und am 19. Mai 1835 beschloss die Gemeindeversammlung die vier nach Nord-Süd ausgerichteten Tortürme ( Steigtor beim Neumarkt , Holdertor beim Holderplatz, Nägelitor beim Graben und das Schmidtor bei der Schmidgasse) abzubrechen sowie die letzten Stadtgräben aufzufüllen – wovon der letzte 1939 verschwand. Nun konnte in grossem Stil ausserhalb der Stadtmauern gebaut werden, und die Stadt erlebte dadurch einen markanten Wachstumsschub. 1865 wurden dann auch noch die vier an der West-Ost-Achse auf der Marktgasse gelegenen Tore ( Untertor , Zeitbogen auf Höhe Neumarkt, Oberer Bogen beim Oberen Graben und das Obertor ) dem Durchgangsverkehr geopfert. Der damalige Stadtbaumeister Karl Wilhelm Bareiss legte 1871 wegen des Abbruchs dieser repräsentativen spätgotischen Torbogen enttäuscht das Amt nieder.
Das Stadthaus; erbaut von Gottfried Semper
Die Stadt an der Eulach wurde immer bedeutender und entwickelte sich zu einer international bekannten und bedeutenden Wirtschaftsmacht. Innerhalb kurzer Zeit stieg die Einwohnerzahl der Stadt von 3'000 auf 20'000 an. Auch die Quartiere profitierten von dem Wirtschaftsaufschwung und wuchsen stetig. Die Stadt versuchte erneut, sich von Zürich abzugrenzen, und so entstanden zu dieser Zeit mächtige private und öffentliche Repräsentationsbauten, so zum Beispiel das Stadthaus , das vom berühmten Architekten Gottfried Semper erbaut wurde.
«Winterthur aus der Vogelschau», Lukas Weber, etwa 1850
Winterthur spielte ab 1869 eine massgebliche Rolle in der kantonalen Politik und führte namentlich die Opposition gegen den Wirtschaftsliberalismus Zürichs an. Zürich war der Hort der freisinnigen Politik, während Winterthur mit dem langjährigen Stadtpräsidenten Johann Jakob Sulzer die Hochburg der Demokraten war. Zur besten Zeit 1869 bestand der Winterthurer Stadtrat aus sieben Demokraten, und sie stellten beide Ständeräte des Kantons Zürich. Damit war Winterthur mitunter massgeblich an der Schaffung einer neuen demokratischen Bundes- und Kantonsverfassung beteiligt, womit 1878 politisch das « Eschersche »-System des Zürcher Freisinns besiegt wurde (die sogenannte École de Winterthour ). Winterthur blieb bis 1971, bis zur Fusion mit ihren Rivalen, den Freisinnigen, die Hochburg der Demokraten; sie waren nach der SP immer die zweitstärkste Partei in der Stadt.
Ein besonders augenfälliges Beispiel für das Winterthurer Emanzipations- und Konkurrenzstreben gegenüber Zürich stellen die Bestrebungen dar, ein eigenes Eisenbahnnetz aufzubauen, das Zürich ins Abseits stellen sollte. Die Winterthurer Demokraten erreichten, dass die Schweizerische Nationalbahn (SNB) mit Kantonsgeldern und in Konkurrenz zur «freisinnigen» Nordostbahn den Bau einer Strecke vom Bodensee bis zum Genfersee in Angriff nehmen konnte. Die Nordostbahn hatte ihrerseits bereits 1855 mit der Strecke Oerlikon–Winterthur–Romanshorn eine erste Bahnlinie nach Winterthur eröffnet. Mit der Nationalbahn wollte man eine von der öffentlichen Hand getragene Volksbahn schaffen, die vom mächtigen Eisenbahnmonopolisten Alfred Escher und der Finanzaristokratie des Zürcher Freisinns unabhängig war. Diese verstanden es allerdings, den planerischen Spielraum der SNB durch gezielten Erwerb von Konzessionen für weitere Bahnprojekte einzugrenzen und so etwa die geplante Stichbahn zum Anschluss von Zürich zu vereiteln. 1878 wurde die SNB zwangsliquidiert. Die Anlagen gingen an die Nordostbahn über, und die Passiven wurden den beteiligten Städten Winterthur, Baden , Lenzburg und Zofingen belastet. Für Winterthur sollte sich die Tilgung der Schuldenlast bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts erstrecken.
Die Stadt hat im 19. Jahrhundert ihr Aussehen komplett geändert: Überall waren Fabriken entstanden, das Dorf Töss war mit der Stadt durch die Fabrikareale der Sulzer und der 1871 gegründeten Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik verbunden, ebenso war schon das Gebiet zwischen Veltheim und der Stadt verbaut.
Winterthur und Umgebung im Siegfriedatlas (1881)
Sulzer-Hochhaus
Luftbild (1958)
Die Maschinenindustrie stellte 60 Prozent der Arbeitsplätze, Winterthur war eine «Stadt der Arbeit». So gab es in der Stadt immer weniger Platz und die umliegenden Gemeinden gehörten schon praktisch zu Winterthur. Es entstanden Strassenbahnlinien in die umliegenden Gemeinden. Die erste Linie führte 1898 nach Töss. Auch bezogen drei Gemeinden (Veltheim, Töss und Wülflingen) bereits finanzielle Hilfe, da die ehemaligen kleinen Bauerndörfer mit der schnellen Industrialisierung nicht mithalten konnten und zu wenig Geld für die nötige Infrastruktur hatten. Die Sozialdemokraten wiesen schon früh auf diese Sache hin und kämpften für eine Eingemeindung der fünf Vororte, um ein «Grosswinterthur» zu schaffen. Auch in gewissen Bereichen der Politik wurde schon zusammengearbeitet und koordiniert. Veltheim wollte bereits seit 1889 die Eingemeindung , jedoch ging weder die Stadt noch der Kanton darauf ein. Immerhin hatten die Veltheimer mit dieser Initiative die provisorische finanzielle Unterstützung durch die Stadt erreicht. Erst 1916 wurde die ganze Sache konkret: Die fünf Vororte Winterthurs starteten eine Eingemeindungsinitiative, der 1919 in allen Orten zugestimm wurde.. Per 1. Januar 1922 wurden Töss, Wülflingen, Veltheim, Seen und Oberwinterthur eingemeindet und die Bevölkerungszahl Winterthurs wuchs auf über 50'000 Einwohner an.
Die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre traf die Stadt besonders hart, da der grösste Teil der Arbeitsplätze von der Metall- und Maschinenindustrie gestellt wurde mit Firmen wie Sulzer, SLM oder Rieter. In fünf Jahren verlor ein Drittel der Bevölkerung ihre Arbeit. Die Stadt wendete als Folge davon viele Millionen für Notstandsbeschäftigungen der Arbeiter auf. Immerhin blieben grössere politische Grabenkämpfe zwischen den Lagern aus. Das lag daran, dass die eigentlich «bürgerlichen» Demokraten in Winterthur eine sozialliberale Stellung vertraten und so weniger in Konflikt mit der SP kamen, die damals schon eine ganze Zeit lang die tonangebende Partei in der Stadt war. Auch hatten die Freisinnigen im Gegensatz zum übrigen Kanton Zürich, wo sie mit ihrer streng wirtschaftsliberalen Politik Konflikte verursachten, kaum etwas zu sagen. Dies ermöglichte eine politisch gute Bewältigung der Krise sowie auch anderer politischer Schwierigkeiten über die Jahre hinweg, so zum Beispiel der Generalstreik 1918, der in der Stadt dank der einheitlichen sozialen Politik deutlich weniger heftig ausfiel als in anderen Schweizer Städten. Politisch ist Winterthur somit im 20. Jahrhundert bis heute eine rote Stadt, in der die SP die Nase vorne hat (auch wenn es nie wie in Zürich eine absolute Mehrheit gab).
Die Stadt erholte sich während des Zweiten Weltkriegs gut von der Wirtschaftskrise, so dass es nach dem Krieg ein Mangel an Arbeitnehmern gab. Winterthur erfuhr eine zweite Blütezeit: Bis 1972 wuchs die Bevölkerung auf 95'000 an, konnte jedoch die 100'000er-Marke nicht knacken. Die Bevölkerungszahl hat sich damit innerhalb von 40 Jahren fast verdoppelt. Sie fiel aber infolge der Rezession wieder auf 86'000 zurück und fing erst anschliessend wieder zu wachsen an. Winterthur wurde während dieser Zeit zu einer Dienstleistungs- und Handelsstadt, während der sekundäre Sektor immer weniger Prozent der Angestellten beschäftigte. In diese Zeit fällt auch der Bau des Sulzer-Hochhauses 1966, dem damals grössten Hochhaus der Schweiz und Wahrzeichen von Winterthur. Es sollte fast 40 Jahre lang ungeschlagen das höchste Hochhaus bleiben und ist heute noch, auch wenn inzwischen um ein paar Meter geschlagen, eines der grössten Hochhäuser der Schweiz. Mit dem Roten Turm erhielt Winterthur 1999 ein zweites Hochhaus in der gleichen Grössenkategorie.
Bauarbeiten Kranbahn Katharina Sulzer-Platz/Sulzer-Areal (inzwischen vollendet)
Die Stadt hat weiterhin eine kontinuierliche Einwohnerentwicklung und überschritt am 3. Juli 2008 die 100'000-Einwohner-Grenze. Quartiere mit reger Bautätigkeit sind vor allem Oberseen , Dättnau und Hegi . Letzteres erhielt 2006 einen eigenen Bahnhof.
Weitergehende Veränderungen gibt es im Sulzer-Areal . Dieses ehemalige Industrieareal und Zeichen einer ehemals mächtigen Industriestadt wird seit Mitte der 1990er-Jahre umgebaut und umgenutzt. Es entstanden und entstehen neue Wohnungen wie moderne Lofts , Freizeiteinrichtungen wie die Trendsportanlage Block mit der Kartbahn Tempo-Drom und dem Kulturlokal Kraftfeld , Einkaufsmöglichkeiten, Schul- und Geschäftsräumlichkeiten. Ab 2008 wurde das ehemalige Kesselhaus zwischen Pionierpark und Hauptbahnhof in ein Einkaufs- und Ausgehzentrum mit Kinos umgebaut und in einer Halle im Süden des Areals das Einkaufszentrum «Lokwerk» errichtet.
Auf dem Archareal beim Hauptbahnhof wurde nach längerem Hin und Her und dem Rückzug mehrerer Projekte (unter anderem jenem eines Sheraton Hotels) die Überbauung Archhöfe vorangetrieben, die Wohnungen, Einkaufsmöglichkeiten und Büroflächen kombiniert. Die Fertigstellung erfolgte 2013.
Zuvor wollte der Stadtrat auf diesem Areal für die Stadtverwaltung, welche ihre Amtsstellen auf etwa 50 Gebäude verteilt hatte, ein neues Stadthaus bauen, um sie zu zentralisieren. Er bekam dafür aber durch den Grossen Gemeinderat eine Abfuhr mit der Begründung, man könne an dieser zentralen Lage etwas erstellen, was viel Publikum anzieht. Die Stadtverwaltung wurde stattdessen nun nach gewonnener Volksabstimmung auf dem Sulzer-Areal Stadtmitte im Superblock zusammengeführt.
Primarschule Geiselweid